Seit Donnerstag belagern Anti-Putin-Rebellen die ukrainisch-russische Grenzregion, kämpfen im russischen Oblast Belgorod gegen die russische Armee und zeigen keinerlei Anzeichen, bald wieder abzuziehen.
In der Vergangenheit überschritten die teils rechtsextremen Rebellen-Truppen mehrmals die Grenze von der Ukraine aus, besetzten für kurze Zeit kleine Ortschaften und zogen sich dann wieder zurück. Diesmal ist jedoch alles anders: Die Kämpfe gehen weiter, russische Städte werden angegriffen! In der Kleinstadt Schebekino (39.000 Einwohner) schlugen zahlreiche Raketen und Artilleriegeschosse ein. Die Anti-Putin-Truppen haben mehrere kleinere Orte eingenommen und liefern sich auch am Wochenende weiterhin heftige Gefechte mit den dort stationierten russischen Soldaten. Drohnenaufnahmen zeigen dichte Rauchwolken über den Orten Nowaja Tawolschanka und Titowka, die in der Nähe von Schebekino liegen. Die Rebellen haben die Bevölkerung aufgerufen, das Kampfgebiet zu verlassen oder Schutz in ihren Kellern zu suchen.
Am Sonntag gab es eine neue Entwicklung: Die Anti-Putin-Rebellen haben Gefangene genommen!
Videos zeigen russische Soldaten in Gefangenschaft, insgesamt etwa ein Dutzend Männer. Laut den Rebellen-Gruppen handelt es sich dabei nur um einen Teil der Gefangenen.
Offenbar möchten sich die Kämpfer jedoch nicht mit Gefangenen aufhalten. Am Sonntagnachmittag schlugen sie dem Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, ein Treffen ohne Waffen in der Kirche des kleinen Ortes Nowaja Tawolschanka vor. Zwischenzeitlich bot sogar Jewgeni Prigoschin (62), der Anführer der “Wagner”-Söldner, seine Vermittlungsbemühungen zwischen den Anti-Putin-Rebellen und dem russischen Verteidigungsministerium an.
Denis Nikitin, der rechtsextreme Gründer der “Legion Freies Russland”, erklärte in dem Video, dass sie als “Geste des guten Willens” bereit seien, Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow die Gefangenen zu übergeben. Das Einzige, was sie im Gegenzug verlangten, sei “die Möglichkeit, persönlich mit Ihnen zu sprechen, die aktuelle Situation in der Region zu erörtern und vor allem über ihre Zukunft und die Zukunft Russlands als Ganzes zu sprechen”. Der Gouverneur erschien jedoch nicht zu dem Treffen. Die Anti-Putin-Rebellen haben angekündigt, die Gefangenen daraufhin als Kriegsgefangene an die ukrainische Armee zu übergeben.
Gouverneur Gladkow von Belgorod teilte lediglich über seinen Telegram-Kanal mit, dass bei den Angriffen mit Artilleriegranaten und Mörsergranaten am Wochenende mehrere Menschen verletzt worden seien.
In verschiedenen Städten im Oblast Belgorod habe es Einschläge gegeben, während das Stadtgebiet von Schebekino allein von mehr als 600 Schuss verschiedener Munition getroffen worden sei.
Zudem hätten „ukrainische Terroristen“, wie Russland die Anti-Putin-Rebellen nennt, versucht, den Fluss in der Nähe des Dorfes Nowaja Tawolschanka zu überqueren, wurden aber von russischen Truppen gestoppt.
Am Montagmorgen brannte im Bereich der Regionalhauptstadt Belgorod zudem ein Kraftwerk, nachdem von einer Drohne aus ein Sprengsatz abgeworfen wurde.